Von (erfolgreicher) Implementierung ist zu sprechen, wenn ein neuer Arbeitsansatz (z.B. „Zieloffene Suchtarbeit“), ein neues Behandlungsprogramm (z.B. „Change Your Smoking“), eine neue Qualifikation (z.B. “Motivierende Gesprächsführung“) etc. zum festen, ganz gewöhnlichen Bestandteil der alltäglichen Arbeitsabläufe einer Einrichtung geworden ist.
Beim Prozess der Implementierung, also beim Einführen von Neuerungen, vollzieht die Einrichtung als Ganze einen organisatorischen Wandel („Organisationsentwicklung“) und „stellt sich neu auf“. Bei Implementierungsprozessen steht somit die Veränderung der Einrichtung im Mittelpunkt und nicht (nur) die Fortbildung einzelner MitarbeiterInnen.
Wir beschäftigen uns am Institut für innovative Suchtbehandlung und Suchtforschung seit vielen Jahren mit Theorie und Praxis der Implementierung Zieloffener Suchtarbeit und begleiten Einrichtungen bei diesem in der Regel mehrjährigen Prozess.
Was ist Zieloffene Suchtarbeit?
„Zieloffene Suchtarbeit“ bedeutet, dass mit jedem Klienten systematisch drei Dinge getan werden:
Die Neuausrichtung der Arbeit nach dem so verstandenen Ansatz Zieloffener Suchtarbeit stellt eine Herausforderung für Einrichtungen bzw. Träger, die bislang rein abstinenzorientiert oder niedrigschwellig gearbeitet haben, dar. Die Implementierung Zieloffener Suchtarbeit erfordert nämlich die Überprüfung und i.d.R. Veränderung von Suchtverständnis und Menschenbild, Eingangsdiagnostik, Behandlungsangeboten, Außendarstellung u.a.m. Zur Etablierung dieser Veränderungen reichen Schulungen einzelner MitarbeiterInnen nicht aus, sondern es bedarf eines Einrichtungswandels, der mittels eines Implementierungsprozesses erfolgt. Am Ende des Implementierungsprozesses Zieloffener Suchtarbeit hat eine Einrichtung/ ein Träger das Prinzip der Zieloffenheit zu ihrer/ seiner Arbeitsgrundlage gemacht (sich zieloffen „aufgestellt“) und sich qualifikatorisch und strukturell weiterentwickelt.
Warum Implementierung Zieloffener Suchtarbeit?
Fortbildungen einzelner MitarbeiterInnen in Zieloffener Suchtarbeit garantieren nicht, dass in einer Einrichtung zieloffen gearbeitet wird, weil
Folgerung: Ein gezielter Prozess der Organisationsentwicklung/Implementierung ist erforderlich, damit Zieloffene Suchtarbeit zum Standard einer Einrichtung/ eines Trägers werden kann.
Zieloffene Suchtarbeit ist bereits Realität geworden ...
In den vergangenen Jahren haben sich einige Träger/ Einrichtungen im deutschsprachigen Raum in Richtung einer systematischen Implementierung Zieloffener Suchtarbeit auf den Weg gemacht. Dazu gehören der Caritasverband für Stuttgart e.V. (Bereich Sucht- und Sozialpsychiatrische Hilfen) sowie das Soziotherapeutische Wohnheim Sonnenburg in der Schweiz. Andere Einrichtungen befinden sich im Prozess der Öffnung ihres Arbeitsansatzes in Richtung Zieloffenheit (z.B. das Zentrum für Suchttherapie und Rehabilitation „Mühlhof“ in der Schweiz)
Idealtypisch lässt sich der Implementierungsprozess Zieloffener Suchtarbeit in vier Phasen einteilen.
Vorbereitungsphase
Vor der Entscheidung, ob ein Implementierungsprozess gestartet werden soll, steht ein Strategieworkshop mit den Entscheidungsträgern des Trägers/ der Einrichtung. Leitfragen des Strategieworkshops sind u.a.
Am Ende der Vorbereitungsphase sollte Klarheit herrschen, ob eine Implementierung Zieloffener Suchtarbeit erwünscht ist, welche Ziele im Implementierungsprozess angestrebt werden, wie die Zeit- und Arbeitsplanung aussieht, welche Ressourcen zur Verfügung stehen und in welchen Umfang eine externe Begleitung erfolgen soll. Zum Start des Implementierungsprozesses wird eine Steuergruppe gebildet, die im gesamten Zeitraum des Prozesses grundsätzliche Entscheidungen zu Vorgehen, Ressourceneinsatz etc. trifft.
Die Vorbereitungsphase endet mit einer Kick-Off-Veranstaltung mit der Mitarbeiterschaft. Hier wird über die Beweggründe für die Implementierung Zieloffener Suchtarbeit, über die strategischen Ziele und den Ablauf des Prozesses der kommenden Jahre berichtet und es findet ein Austausch über diese übergreifenden Aspekte des Implementierungsprozesses statt.
Diagnosephase (1. - 6. Monat)
Im Anschluss an die Vorbereitungsphase finden diagnostische Workshops mit den Teams/ Gruppen der Mitarbeiterschaft statt. Die diagnostischen Workshops dienen der Standortbestimmung, wo man in Bezug auf die Umsetzung Zieloffener derzeit steht (Ist-Zustand) und wohin man sich entwickeln will (Soll-Zustand). Dieser Ist-Soll-Abgleich wird anhand zentraler Merkmale der Einrichtung vorgenommen (z.B. dem Suchtverständnis/Menschenbild, den Behandlungsangeboten, der Qualifikation der Mitarbeitenden u.a.m.; vgl. nachfolgendes "Organisationsradar"). Die Ergebnisse dieser Workshops werden aufbereitet und daraus geeignete Maßnahmen und Aktivitäten für die folgende Umsetzungsphase abgeleitet.
Umsetzungsphase (12. - 18. Monat)
In der Umsetzungsphase werden die in den Diagnose-Workshops gewonnenen Informationen in Veränderungsmaßnahmen und -aktivitäten überführt. Es entstehen spezifische Projekt- und Arbeitsgruppen, die die Umsetzung ausgewählter Aufgaben übernehmen (z.B. Überarbeitung der Homepage, Installation von Qualifizierungsmaßnahmen, Einsatz und Erprobung von Instrumenten Zieloffener Suchtarbeit im Arbeitsalltag [z.B. Kartensatz zur Konsum- und Zielklärung], Entwicklung einer erweiterten Behandlungspalette etc.).
Evaluations- und Optimierungsphase (19. - 36. Monat)
Die Evaluations- und Optimierungsphase dient der Überprüfung des Erreichten und Weiterentwicklungserfordernissen. In Workshops werden die Umsetzungserfahrungen der Mitarbeiterschaft eingeholt, um optimierende Maßnahmen und Aktivitäten einzuleiten. Am Ende der Evaluations- und Optimierungsphase steht eine Konzeption „Zieloffene Sucharbeit beim Träger/ in der Einrichtung XY“. Diese Konzeption beschreibt den Kern der Zieloffenen Suchtarbeit sowie die konkrete Umsetzung auf der Ebene einzelner Organisationseinheiten bzw. Einrichtungsteile.
Ergänzend können am Ende oder während der Implementierungsprozesses Fachgespräche mit Kosten- und anderen Entscheidungsträgern, Presserunden u.a.m. durchgeführt werden.
Wir planen und begleiten Träger/ Einrichtungen während des gesamten Prozesses der Implementierung Zieloffener Suchtarbeit (und anderer Maßnahmen): vom Strategieworkshop über das Kick-Off-Meeting, Steuergruppentreffen, Diagnose-, Umsetzungs- und Evaluationsworkshops, Schulungen und Konzeptionserstellung bis zu Fachveranstaltungen für die (Fach-) Öffentlichkeit. Ein Implementierungsprozess ist in der Regel auf 2-3 Jahre angelegt. Dauer und Umfang sind von der Größe des Trägers/ der Einrichtung abhängig.
Neben der Implementierung des Gesamtkonzepts Zieloffener Suchtarbeit gibt es die Möglichkeit, einzelne Bestandteile, wie z.B. „Motivierende Gesprächsführung“ oder „Konsumreduktionsprogramme“, zu implementieren. Auch bei diesen kleineren Implementierungsschritten unterstützen wir Sie gerne.
Wir verfügen über mehrjährige Erfahrungen bei der Implementierung Zieloffener Suchtarbeit und haben u.a. den Caritasverband für Stuttgart e.V. in einem 3-jährigen der Implementierungsprozess begleitet. Bei Implementierungsprojekten arbeiten wir im Team mit mehreren KollegInnen, die sowohl über inhaltliche Expertise im Bereich Zieloffener Suchtarbeit als im Bereich der Team- und Organisationsentwicklung verfügen.
Gerne beraten wir Sie unverbindlich, wie ein Implementierungsprozess in Ihrer Einrichtung/ bei Ihrem Träger aussehen könnte.